Herzlich willkommen!
Showtime! Hier gibt es exklusive Insides. Wir haben vor und während der 46. Duisburger Akzente mit Künstlerinnen und Künstlern gesprochen.
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EINFACH SWINGEN
CAROLIN KAMPSCHULTE
4. April 2025
Es ist ein schöner Sonntagnachmittag im März und der Auftritt von „Chazz“ in der Brotfabrik anlässlich der Duisburger Akzente ist nicht mehr weit. Heute ist Bandprobe! Aber wer nun an eine Zusammenkunft von Musikerinnen und Musikern in einem lieblosen Bunker fernab im Industriegebiet denkt, der ist auf dem Holzweg.
Stattdessen: Ab nach Duisburg Hochfeld, vier Etagen eines Mehrfamilienhauses hoch. Hier erwartet einen ein schmucker kreativer Space zum Wohlfühlen!
Eine prächtige Gitarrensammlung an der Wand. Etliche nostalgische Telefone aus vergangenen Zeiten im Regal. Ein massiver Schreibtisch mit allerhand Raritäten im Zentrum. Und: Notenständer sowie Instrumentenkoffer vor einer schwarzen Ledercouch. Alles steht bereit. Selbst ein Mikro!
Chazz-Mitglieder Dagmar Domeier (Akkordeon) und ihr Mann Dirk Heckmann (Gitarre) sind in der Wohnung daheim: „Wir proben bei uns zu Hause, denn unsere Nachbarn sind sehr tolerant und offen.“ Die Glücklichen, die in den musikalischen Hör-Genuss kommen! Denn das, was das Sextett auf die Bühne bringen wird, klingt authentisch, mitreißend, lebensbejahend. Sehr besonders!
Von vorn: Kennengelernt haben sich Dagmar und Dirk über die Musik. Sie lieben Jazz. Genauer gesagt: Gypsy-Swing: „Sehr nischig“, meint Dagmar. „Aber sehr besonders und mitreißend, oft improvisiert“, ergänzt Dirk: „Vor zehn Jahren war ich in den Niederlanden in einem Café und habe zum ersten Mal die Art von Musik gehört. Sie hat mich umgehauen. Allein dieser charakteristische Rhythmus, ‚La Pompe‘ genannt. ‚Das will ich auch!‘, dachte ich. Und kurzerhand inserierte ich eine Anzeige. So ist ‚Chazz‘ entstanden.“
Musik ist die schönste Sprache
Volker Wendland (Gitarre), Arnim Sommer (Kontrabass), Klaus Dapper (Klarinette) kamen hinzu. Rosa Enciso (Gesang) zuletzt: „Die vorherige Sängerin hat sich auf den Jakobsweg verabschiedet und ist in die Welt gezogen. Ich habe zwar schon einige Musikprojekte parallel, aber es passte. Eigentlich bin ich Übersetzerin“, verrät sie. Wenn Rosa könnte, würde sie jeden Tag auf der Bühne stehen. „Ich spreche viele Sprachen. Aber vor allem die Sprache der Musik. Sie ist die schönste!“ Und wenn man „Chazz“ lauscht, weiß man auch, warum.
Fundstücke der 30er- und 40er-Jahre
Heute proben sie 18 Stücke, das ganze, gut zweistündige Programm mit dem Titel: „Verbotene Klänge und heimliche Melodien“. Viel auf Französisch, auf Deutsch und sogar auf Jiddisch! „Gitarrist und Komponist Django Reinhardt, der zur Ikone wurde, inspiriert uns immer wieder. Wir zeigen einige Fundstücke aus der Jazzszene der 30er und 40er-Jahre und überraschende Entdeckungen aus den Zeiten der NS-Diktatur, von den Nazis verbotene Songs. Jene, die Künstlerinnen und Künstler heimlich im Verborgenen oder mutig im Widerstand performt haben. Zum Teil auch zu Propaganda-Zwecken“, ordnet Arnim ein. „Zum Beispiel das berühmte Werk ‚Bei mir bistu shein‘, original auf Jiddisch und gecovert in New York von den Andrew Sisters.“
Viele begnadete Jazz-Künstler wurden an die Front geschickt oder sind verschollen. „Wir holen die Musik zurück in die Gegenwart“, so Volker. „Denn klassische Chansons und alte Schlager umgeben einen Zauber, der bis heute anhält“, fügt Klaus hinzu.
Ausblick aufs Programm
„Für eine Nacht voller Seligkeit, da geb' ich alles hin“, singt Rosa. Aber auch „Je cherche un peu d'amour“ („kennt kein Mensch, das Stück“, murmelt Dirk als er die Noten aufschlägt, „ist aber grandios!“), den deutschen Schlager „Küss mich, bitte, bitte küss mich“ oder Django Reinhardts „Coucou“. Als das letzte Stück erklingt: „Schade, dass wir auseinandergeh'n“ bleibt wirklich ein Gefühl von Melancholie. Aber auch von Vorfreude. Denn der große Auftritt bei den Akzenten kommt ja noch. Und selbst dann gibt es auch immer noch darüber hinaus die Möglichkeit, das Sextett für Veranstaltungen zu buchen.
Im 30er-Jahre-Dress oder herausgeputzt im Anzug waren die Bandmitglieder übrigens heute nicht. Das kommt aber noch. Auf der Bühne tauschen sie Jeans und bequemen Hoodie gegen ein elegantes Schwarz. Authentisch eben!
Let’s swing!
06.04.2025 ab 12:00
Treffpunkt: Alte Brotfabrik von 1904, Arnold-Overbeck-Str. 58, 47139 Duisburg-Beeck
Tickets: Eintritt frei, Anmeldung erforderlich unter: info@chazz.band oder Tel.: 0203/71861902
Fotocredit: ©Chazz 2025
ÜBER DIE SCHÖNHEIT UND ZERBRECHLICHKEIT DES LEBENS
CAROLIN KAMPSCHULTE
1. April 2025
„Das Leben kommt, erscheint, endet und gipfelt im geheimnisvollen Tod. Das ist der Rundlauf der Dinge, bitter und süß zugleich. Und Ausgangspunkt unserer Gemeinschaftsausstellung ‚Sein + Schein, Leben + Licht‘“, berichtet Marayle Küpper. Mit Arno Bortz, Silvia Kemmer, Silvia Thimm und Wilfried Weiß präsentiert die Wahlduisburgerin wieder ihre Kunst – diesmal in der Salvatorkirche. Denn es ist Akzente-Zeit!
Wir haben sie vorab in der Location inmitten beim Aufbau ihrer Werke getroffen. Und geredet. Über ihre Inspirationen, ihre Gemeinschaft, die Vergänglichkeit der Dinge. Übers Leben.
Begleite uns auf dem Rundgang
Wer die Kirche betritt und sich zum Altar dreht, der sieht es direkt und unweigerlich – das Licht! Minimalistisch und konzentriert leuchtet es auf einen Punkt und erhellt eine kleine, grüne Pflanze. Sinnbild für das Leben. Das Leben ist Mittelpunkt der ganzen Ausstellung und begegnet uns beim Rundgang immer wieder. Neben der Installation steht: eine Kiste mit kleinen Setzlingen: „Einfach einen rausnehmen“, lädt Marayle ein, während wir nebeneinander herschlendern und von Kunstwerk zu Kunstwerk ziehen. „Die Pflanzen werden sich im Laufe der Akzente-Zeit verändern. Wachsen und gedeihen. Und so ist das Leben. Es ändert seine Form, ist in Bewegung, ergrünt.“
Die Salvatorkirche – ganz besonders sei es, an diesem „nicht typischen Ort“ auszustellen. Ja, eine gewisse Ehrfurcht und Erhabenheit geht von ihm aus. Diese hohen Decken, diese schönen Fenster, zu denen die Sonne an dem frischen Frühlingstag vorsichtig hineinschaut und glitzernde Licht- und Schattenspiele auf die Wände projiziert. „Dieser Raum bietet vielfältige Möglichkeiten. Wir begrüßen, dass viele Menschen herkommen“, so Marayle. Außerdem besonders: „Die Konstellation unserer Gruppe. Einige von uns sind aus dem Kunstverein, andere sind Freunde des RuhrKUNSTorts. Wieder andere von uns arbeiten am botanischen Garten Hamborn. Aber wir alle sind ein Team, schätzen die Arbeit des anderen und machen nun zum dritten Mal bei den Akzenten mit.“
Kunstwerke im Detail
Marayle ist „im echten Leben“ Lehrerin an der Berufsschule. Ihre Fächer: Gestaltungstechnik, Kunst und Deutsch. Das sieht man ihren besonderen Kunstwerken an. Diese Präzision, diese Fähigkeit, geschickt Schwarzlicht einzusetzen, um ihre Ideen gekonnt zu inszenieren. „Meinen ersten Ölmalkasten bekam ich mit sechs. Ich habe schon immer gemalt und gezeichnet“, erzählt sie. Trotzdem habe sie sich damals bewusst für einen sicheren Job entschieden: „So bin ich frei.“ Ihre Inspirationen? Diese sprudeln aus Gesprächen mit Freunden: „Natur spielt in allen meinen Werken eine große Rolle. Sie ist schützenswert, denn sie beschützt uns. Diesmal spiele ich zudem mit der Komponente Zeit. Denn nichts ist unendlich.“
Nun halten wir an den Kunstwerken von Wilfried Weiß. Marayle: „Wir hatten gemeinsam eine Grafikwerkstatt. Acryl, Mischtechniken. Wir haben uns über die Kunst kennengelernt. Er war mein Partner und so viel mehr für mich“. Sie hält inne, schluckt. Kurz vor der Vernissage verstarb Willi plötzlich, er wäre dieses Jahr 70 Jahre alt geworden. Die Menschen aus dem Ruhrgebiet kannten und schätzten ihn für seine freundliche, hilfsbereite Art. „Er hat hier in der Stadt sehr lange gewirkt. Wir vermissen ihn sehr. So geht es vielen Wegbegleitern“, sagt Marayle und lächelt leicht während sie sich erinnert: „Er hätte gewollt, dass wir ausstellen. Auch seine Kunst. Eins von seinen Bildern ist unvollendet.“
Sie zeigt auf eine Leinwand, blau eingetaucht: „Daher sieht man nur die Grundierung. Er war sehr perfektionistisch, hat an seinen Skizzen lange gearbeitet. Und behauptete von sich, nie fertig zu sein. Weil es immer noch etwas und noch etwas zu tun gab.“
Im Fokus bei ihm: Silhouetten von Frauen. „Er liebte die Frauen und sie liebten ihn. Seine Werke sind morbid, verletzlich, vielschichtig.“
„Sei und scheine!“
Silvia Kemmer kommt dazu und unterbricht hierfür den Aufbau ihrer Installation zur Linken. „Wir wollen den Willi scheinen lassen. Dafür sind wir hier“, unterstreicht sie resolut. Bei ihren Kunstwerken im Fokus: „Ich besetze Sein und Schein positiv. Und mache daraus: sei und scheine.“ Sie präsentiert angestrahlte Maschendrahtfiguren. Eine Welt zwischen Abstraktion sowie Realität. „Ich arbeite viel mit Zeitungspapier, Kleister, Farbe und Upcycling“, ordnet Silvia ein. Sehr sehenswert!
Kunst schaffen – ganz ohne Förderantrag
Arno Bortz ist in seiner Kunst vertieft, als wir bei ihm zum Stehen kommen. Seit 2003 ist er freiberuflicher Bildhauer. „Bisher habe ich noch nie einen Förderantrag gestellt“, so Arno stolz. Seit 13 Jahren betreibt er nun den RuhrKUNSTort: „Wir fördern Talente, bieten Kunstschaffenden eine Bühne, machen sichtbar, vernetzen“, so das Konzept. Womit er hier bei der Ausstellung vertreten ist? „Mit meinen Lichtinstallationen, gesteuert durch einen Bewegungsmelder. Behauen, schnitzen, schneiden, schweißen, gießen. Einmal alles“, meint er schmunzelnd. Seine kinetischen Kunstwerke bestechen durch Schlichtheit – und einem kreativen Schaffungsprozess: „Der Schrittmotor kommt aus einer Diskothek sowie einer ausrangierten Mikrowelle. Fundstücke von eBay. Das Gehäuse war einst eine alte Uhr.“ Daheim ist Arnos „Kramkiste“: „Da finde ich in der Regel immer etwas, das passt.“ Wer noch mehr von Arnos Kunst sehen will, kommt in die Münzstraße nach Duisburg. „Hier gibt es ein Schaufenster mit meinen Ausstellungsstücken.“
Vielfalt an Themen
Auf der gegenüberliegenden Seite steht Silvia Thimm, die gerade zufrieden ein paar Fotos ihrer fertig aufgebauten Collage knipst. „Fertig“, murmelt sie zufrieden und betrachtet nochmal alles kritisch. „Ich stelle unsere marode Welt dar, alles purer Schein, und greife vielschichtige Themen auf: Pflege, Konsum, Börse, Massentierhaltung, Klimastreik. Armut und Reichtum. Es geht immer nur ums Geld.“
Ausgeschnittene Schlagzeilen aus Zeitungen, viele Fotos und ein orangener Strick, einem roten Faden gleich, sind Eyecatcher.
Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen: Die Ausstellung wurde mit einem thematisch starken Gottesdienst am Sonntag, 16. März, um 10 Uhr und der anschließenden Vernissage eröffnet. Bis zum 6. April sind alle Werke sichtbar. Kommt rum!
16.03. – 06.04.2025
06.04.2025 ab 11:30 Uhr: Finissage
Öffnungszeiten: Die Salvatorkirche ist dienstags bis samstags von 10:00-17:00 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Sonntags nach dem Gottesdienst von 11:00-13:00 Uhr. Montags geschlossen.
Standort: Salvatorkirche, Am Burgplatz 19, 47051 Duisburg
Tickets: Eintritt frei
Fotocredit: ©Duisburger Akzente
EVERYBODY DANCE NOW!
CAROLIN KAMPSCHULTE
27. MÄRZ 2025
Berauschend, elektrisierend und voller Emotionen – ihren Ursprung haben Tanzmarathons in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Warum die Ekstase, die Euphorie und Dynamik nicht ins hier und heute katapultieren und auf Duisburgs Straßen salonfähig machen? Kostenlos, für jeden zugänglich?
Das dachte sich Michael Foster. Er ist Choreograph und Tanzpädagoge und arbeitet fürs Ballett am Rhein. Sein Ziel: Menschen in Bewegung bringen. Also stürzte er sich mit seinem Team in die Umsetzung, brachte einen Tanzmarathon kurzerhand ins Programmheft der letzten Duisburger Akzente – und begeisterte.
„Ein leichter, fröhlicher Frühlingsnachmittag, gute Gesellschaft, große Emotionen. Jeder kann tanzen. Duisburg hat es drauf“, so sein Fazit für 2024. Und nun? Geht es endlich in die nächste Runde, weil die Akzente laufen wieder.
Es geht einfach nur ums Tanzen
„Bei unserem inklusiven Format sind alle eingeladen, um die Wette zu tanzen. Es geht nicht darum, wer am besten, ausgefallensten oder schönsten tanzt. Sondern nur darum, dass man es tut“, ordnet Michael ein. Keine Vorkenntnisse erforderlich.
„Der lokale Musiker, DJ und Komponist Benedikt ter Braak heizt uns erstmalig mit Hits aus den letzten 60 Jahren ein. Kombiniert werden sie mit Live-Elektronik. Und dann heißt es einfach nur: tanzen, tanzen, tanzen. Und: durchhalten, durchhalten, durchhalten. Wer es drei Stunden schafft, der erhält eine Überraschung“, verspricht der Gastgeber. Was genau, das konnten auch wir ihm nicht entlocken. „Schaut vorbei und findet es heraus“, meint er und lacht. Nur so viel: „Damals haben es etliche Tänzerinnen und Tänzer geschafft. Das war eine tolle Gruppendynamik. Generationsübergreifend. Gegenseitiges Anfeuern inklusive.“
Ob er auch mitmacht? „Und wie! Ich moderiere, tanze, animiere und bin gleichzeitig Schiedsrichter. Außerdem gebe ich ein paar Inspirationen für Choreografien, sodass Teilnehmende verschiedene Tanzstile kennenlernen. Sonst wird es schnell fad und eintönig. Aber eine Bühne gibt es nicht. Ich mische mich unter die Menge.“ Er selbst stand 16 Jahre als Profi auf der Bühne, tanzt sein ganzes Leben. „Wenn man tanzt, zeigt man seine innere Welt. Das berührt mich immer wieder.“
Groß vorbereiten auf den Tanzmarathon tut sich Michael nicht. „Das kommt von allein. Ich hoffe auf den Song ‚Let’s Dance‘ von David Bowie. Denn dann gibt es kein Halten mehr.“
29.03.2025 ab 15:00 (Dauer: ca. drei Stunden)
Treffpunkt: UFO (Mobile Spielstätte der Deutschen Oper am Rhein) am Neumarkt, 47119 Duisburg
Tickets: Teilnahme kostenlos, Anmeldung bis 28.03.2025 an t.von-halle@operamrhein.de
Spontane Anmeldungen auch möglich, solange die Plätze reichen.
Mehr Infos: www.theater-duisburg.de
Fotocredit: ©Katja Illner
WARUM SPRACHE EINE MAGIE UMGIBT
CAROLIN KAMPSCHULTE
25. März 2025
„Ich bin auf der Welt, um zu schreiben.“ Das sagt Frank Schablewski. Mit so einer Überzeugung, die ihresgleichen sucht.
Als wir ihn zum Interview anlässlich seiner Lesung während der 46. Duisburger Akzente treffen, sitzt er natürlich: in seiner Bibliothek. Umgeben von unzähligen Büchern. „Libre ist das Wort für frei, librairie die Buchhandlung. Wer keine Bücher hat, ist nicht frei. Als wäre immer Sommer, wenn ich schriebe“, so Frank. Und als wäre es einem immer warm, wenn man zuhört – die Sicht des Autors aufs Leben ist mitreißend.
Zwei seiner Werke stellt er erstmalig im Internationalen Zentrum in Duisburg vor und liest. Was Besucherinnen und Besucher erwarten können? „Ein Märchen aus 1001 Nacht. Es wird erzählerisch“, verrät der Gastgeber. Und konkreter? In „Ein Paar aus vier Menschenhälften“ und „Maulwurfsaugen“, zweien seiner Bücher, geht es grundsätzlich um Liebe. Um Liebe und was sie ausmacht. Genauer gesagt um die Frage: Was passiert, wenn man von Liebe hingerissen ist? Wenn man liebeskrank ist? Wenn man auf eine Person so fixiert ist, dass gar nichts mehr geht? „Das Zentrum unseres Seins ist die Liebe. Alles dreht sich um sie. Sie reimt sich auf Hiebe und Diebe. Wie erstaunlich! Und genau das ist doch der Kern. Denn sie ist vielschichtig und nahezu unergründlich“, meint Frank.
Schnell wird klar: Er brennt für Sprache. „Als wäre jedes Wort ein Rauchzeichen. Ich beschäftige mich mit zwölf Sprachen! Deutsch, Englisch, Türkisch, Hebräisch und so weiter. Jedes Wort ist wie ein Saatkorn.“ Gekonnt und gewitzt nimmt er Sprachen unter die Lupe, filetiert die Buchstaben. Jeden einzelnen. Setzt Worte zusammen, auseinander und in einen gemeinsamen Kontext.
Zum Beispiel so: „Was heißt gut, wenn gut von Güte kommt? Warum reimt sich Rachen ausgerechnet auf Sprachen? Weil dort der Ursprung unserer Worte ist? Wieso steckt See in Seele? Das interessierte mich schon mit sechs Jahren.“
„Plötzlich kamen Gedichte in meinen Kopf“
Frank machte sich dran und brach die Worte auf. Aus einer Künstlerfamilie kommt er nicht. Seine Großeltern arbeiteten auf dem Feld. Er ist jedoch ein Wortakrobat, zugestanden. „Mein Schlüsselmoment war ein Tagebucheintrag von Vincent van Gogh. Der Titel: ‚Das Gelb des Tages erforschen‘. Und ich dachte: Das will ich auch. Daher schrieb ich erst Tagebuch. Sehr banal. Doch plötzlich kamen Gedichte in meinen Kopf. Das war so schön, so ein schöner Schlüsselmoment. Weil in dem Moment erzwinge ich nichts. Es kommt aus mir.“
Was Franks Bücher besonders macht
Seine Ideen für die Literatur, die er bei den Akzenten vorstellt, kamen ihm 2014 in den Sinn. „Ich gehörte zwei Jahre später zum Stipendiatenkreis der Kunststiftung NRW. Eine Förderung für sechs Monate. Ich schrieb in Istanbul. Mein Stück spielt auch dort. Welch fantastischer Ort!“ Der erste Band, der 2020 erschien, war 600 Seiten dick, sodass der Verleger Frank riet, mehrere Teile daraus zu machen. Es werden insgesamt vier, gerade wird am dritten Teil gearbeitet.
Das Besondere an seinen Büchern: „Ich arbeite viel mit Wiederholungen. Identische Szenen, aber immer kommt ein neues Detail zum Vorschein. Analog zum Leben. Jeder von uns hat seine Laufbahn. Wie die Sonne auf- und untergeht, so haben wir unseren Rhythmus. Doch sehen auch nicht immer alles auf den ersten Blick. Vieles ist uns verborgen. Erst wenn wir sprechen, uns austauschen, finden wir Lösungen oder erhalten eine andere Sicht auf das, was uns beschäftigt und prägt. So ist das auch in meinen Büchern.“
Wie passt das alles zu den Duisburger Akzenten? Frank ordnet ein: „Das diesjährige Akzente-Motto, SEIN und SCHEIN, könnte kaum passender sein. Was sind wir Menschen? Gefräßige Raupen oder Schmetterlinge, die scheinen wollen? Warum streben wir danach, uns stets zu verfeinern? Wir erschaffen uns magische Räume in der Kunst und Kultur. Diese Scheinräume sind absolut notwendig für unsere Seele und Fantasie.“
Und wir können Teil dieses Scheinraums für einen Abend sein. Am 27. März ist Frank Schablewski jedoch nicht allein auf der Bühne im Internationalen Zentrum. André Chi Sing Yuen zeigt zum Vortrag Projektionen. Und wer begeistert ist, kann im Anschluss die Bücher erwerben. Mit Signatur versteht sich!
27.03.2025 ab 19:00
Treffpunkt: Internationales Zentrum, Flachsmarkt 15, 47051 Duisburg
Tickets: Eintritt: 5 € (Abendkasse), Ticketreservierung: Tel.: 0203/28362314
Fotocredit: ©Frank Schablewski
GESICHTET AUF DEM HANIEL ENKELFÄHIG-CAMPUS: WAS BIST DU DENN?
CAROLIN KAMPSCHULTE
19. März 2025
Nachts, wenn alles schläft, legt sie heimlich im Schatten der Dunkelheit los. Mit Leitern, ihren Kunstwerken und jeder Menge Vorfreude im Bauch verzaubert die Ruhrorter Strickguerilla ihren Kiez. Am nächsten Morgen mischt sie sich unter die neugierigen Passanten, lauscht dem Staunen und ist zufrieden. Da heißt es: „Warum tragen unsere historischen Straßenlaternen plötzlich selbstgemachte Weihnachtsmützen?“ „Schau mal, das Geländer am Leinpfad ist in bestrickte Blümchen verpackt!“ Und ganz neu, momentan zur Duisburger Akzente-Zeit: „Was ist das für ein sonderbares Objekt am Haniel Enkelfähig-Campus? Ein Iglu? Eine Höhle? Eine Halbkugel? Am Abend sogar beleuchtet, tritt es immer anders in Erscheinung – je nach Wetterlage.“
Hinter dem Zauber stecken: Fünf Frauen über 50 mit einer großen Vision, noch mehr Spaß an Kunst sowie Handarbeit und der Gabe, über die Grenzen ihres Stadtteils hinweg bekannt zu sein – und doch dabei unerkannt zu bleiben. Nur ein eingeweihter Kreis weiß, wer sich hinter den „guten Heinzelmännchen“ (so nennen sie sich augenzwinkernd selbst) verbirgt. Wir hatten das große Glück, haben zwei von ihnen getroffen und durften mehr über sie und ihre Arbeit im Kreativquartier Ruhrort erfahren … Hier gibt es einen exklusiven Einblick.
Strickguerilla: inspirieren, polarisieren, verschönern
Von vorn: Alles begann bei einem Workshop-Tag in Ruhrort im Jahr 2010, wo die Essener Strickguerilla einen Vortrag hielt. Die Gründerin der Ruhrorter Strickguerilla blickt zurück: „Ich begeistere mich schon mein ganzes Leben für Handarbeit. Stricken, nähen, häkeln mache ich seit der Grundschule. Mir hat das Konzept der Vortragenden direkt gefallen: Bei Strickguerilla geht es darum, zu inspirieren, zu polarisieren, öffentlichen Raum zu verschönern. Die goldene Regel dabei lautet: Nichts zerstören oder durch Bekleben unbrauchbar machen. Selbstgemachte, gestrickte Kunst wird alltäglichen Dingen kurzerhand übergestülpt und dadurch in neues Licht gerückt.“
„Die Akzente sind eine andere Liga“
Aus der fixen Idee, das ebenfalls im eigenen Stadtteil Ruhrort zu probieren, ist nach gut 15 Jahren eine fünfköpfige Gruppe geworden – teils mit wechselnder Besetzung und durchweg ohne Atelier. „Der Kern ist aber immer noch der gleiche. Wir waren früher Nachbarinnen und jetzt Freundinnen“, so ein Gründungsmitglied.
Gestrickt und gewerkelt wird daheim. Die Resonanz der Ruhrorter? Positiv und aufgeschlossen, nur selten trifft man Kritiker. „Aber die gibt es überall. Unser erstes Werk, eine in Regenbogenfarben eingepackte Videostele, sorgte für Begeisterung. Lob und strahlende Gesichter sind unser tägliches Brot. Das motiviert. Und so ging es Schlag auf Schlag weiter.“
Immer mehr, immer größere Projekte. Daher macht das Quintett nun zum dritten Mal bei den Duisburger Akzenten mit. „Das ist eine andere Liga. Dazu kooperieren wir mit dem ‚Haniel Enkelfähig-Campus‘, weil wir hier unsere Kreationen sicher auf bewachtem Grund präsentieren können, tagsüber begehbar und für alle problemlos und kostenlos zugänglich.“ Der Hintergrund ist simpel: „So haben Langfinger keine Chance. Das wäre schade um unsere Arbeit. Vor Kurzem schlugen Diebe zu, entwendeten unsere gerade aufgestellte Attraktion“, so die Interviewten. „Sogar eine tonnenschwere, von uns eingewebte Bank verschwand auf mysteriöse Weise. Das geht gar nicht! Dem beugen wir diesmal vor.“
Doch das diesjährige Akzente-Motto „SEIN und SCHEIN“ stellt die Strickguerilla vor Herausforderungen, wie sie berichtet: „Wir haben Pilze und Mauerblümchen zu den vorherigen Akzenten beigesteuert. Diesmal wollten wir mit etwas Ungewöhnlichem überraschen. Uns kam die Idee, ein Riesending zu entwickeln.“ Sie versprechen: „Sowas gab es noch nie.“
Ein besonderes Gemeinschaftsobjekt exklusiv zur Akzente-Zeit
Praktisch dabei: Jede kann, wann immer sie es zeitlich in den Alltag integrieren kann, daran arbeiten. Zum Schluss fügen sie alle Einzelteile zu etwas Großem zusammen. „Da haben wir auch die Luft angehalten, ob das alles so passt, wie in unserer Skizze dargestellt“, meinen sie. Drei Meter breit, anderthalb Meter hoch. Groß ist die Installation geworden. „Wir hatten nur die grobe Idee nach dem Brainstorming. Wie es dann schlussendlich aussehen wird, war uns bis zuletzt unklar.“
Was es ist? „Unser Kunstwerk lässt alle Spekulationen zu. Das ist das Schöne. Dadurch treffen wir gekonnt das Akzente-Motto. Einmal scheint es eine Halbkugel zu sein, dann, auf den zweiten Blick, ist es eine Höhle oder doch ein Iglu. Das liegt im Auge des Betrachters. Und wir können prophezeien: Bis zum Ende der Akzente hat es witterungsbedingt wieder eine andere Anmutung. Es ist im steten Wandel.“
Strickguerilla sorgt für Glitzerstaub
Dann heißt es jedoch nach drei Wochen: Abschied nehmen. „Wir zerlegen unser Objekt wieder“, verraten die Künstlerinnen. „Es existiert also nur für die Duisburger Akzente.“ Warum? „Es ist etwas Exklusives, ist unbeständig, ein bloßer Schein.“
Ob es schwerfällt, am Ende das Projekt ziehen zu lassen? „Nein, das gehört dazu. Und ist bei all unseren Objekten der Fall. Sobald es auf der Straße ist, gehört es nicht mehr uns. Wir bringen Sachen an, verschwinden und ziehen weiter. Im besten Fall hinterlassen wir etwas Glitzerstaub. Wir freuen uns, wenn Begeisterte Fotos und Videos der Kunst auf Social Media-Kanälen teilen.“
Plant die Strickguerilla schon jetzt ihre nächste Aktion? „Das wird nicht verraten“, meinen die Künstlerinnen schmunzelnd. „Nur so viel: Im Sommer geht eine von uns in den Ruhestand. Und es gibt viele kreative Ideen.“
Also: Augen auf, Ruhrort!
Mitmachen?
Wer Lust auf Strickguerilla bekommen hat, kann sich an Heiner Heseding vom Kreativquartier Ruhrort wenden. Er stellt den Kontakt zur Gruppe her. Ihr erreicht Heiner telefonisch:
+49 203 9356612
15.03. – 06.04.2025
Öffnungszeiten: Mo-Fr 8:00-20:00 Uhr
Außerhalb der Campus-Öffnungszeiten von der Dr. Hammacher-Straße aus durch das Tor anzusehen
Beleuchtet ist das Kunstwerk zwischen 19:30-23:00 Uhr
Standort: Haniel Enkelfähig-Campus, Franz-Haniel-Platz, 47119 Duisburg-Ruhrort
Tickets: Eintritt frei
Fotocredit: ©Ruhrorter Strickguerilla
DUISBURGER AKZENTE: COUNTDOWN
CAROLIN KAMPSCHULTE
13. März 2025
Kunst, Theater, Musik, Ausstellungen, Rundgänge, Vorträge … und so viel mehr! Überall verstreut in ganz Duisburg. Das kann nur eins bedeuten: Es ist Akzente-Zeit! Und das zum 46. Mal.
Ihr habt Euer Programm noch nicht beisammen? Überlegt? Schwankt? Wollt alles gleichzeitig? Hier haben wir ein paar Highlights für Euch zusammengefasst. Aus jeder Rubrik eins.
AKZENTE-THEATERTREFFEN
Goldstein – ein phantastisches Leben
von Anja Scherz, Lesung mit der Autorin, Moderation: Anke Johannsen
Die Auschwitz-Überlebende Esther Goldstein verrät ihrem Sohn Raphael-Maria Goldstein angeblich nur zögerlich, dass er nicht aus der gutbürgerlichen Duisburger Unternehmerfamilie stammt. Er wurde adoptiert. Dabei ist sein Vater kein Unbekannter. Es ist Otto Frank. Der Vater von Anne Frank.
Raphael-Maria entschließt sich, ein Buch zu schreiben: über die Odyssee seiner Herkunft und sein bewegtes berufliches Leben als Schauspier, Regisseur und Dozent. Das Manuskript kann er noch vollenden, dann stirbt er. Eine Freundin seiner Witwe übernimmt sein Lebenswerk. „Und schnell wird klar, nichts ist, wie es scheint, aber vieles scheint, als ob es so gewesen sein könnte.“
16.03.2025 ab 11:00 Uhr
Dauer: ca. 1 Stunde, keine Pause
Treffpunkt: Theater Duisburg / Opernfoyer, Opernplatz (Neckarstraße 1), 47051 Duisburg
Tickets: 13 €
Reservierung: Vorverkauf: Theaterkasse im Theater Duisburg
Tel.: 0203/28362100
E-Mail: karten@theater-duisburg.de
Mehr Infos: www.theater-duisburg.de
www.theater-duisburg.de/karten
Fotocredit: ©Wolfgang Scherz
FREIE PRODUKTIONEN, THEATER, TANZ, PERFORMANCE
Comedy in der Bibliothek
Sie kommen aus Dortmund, Essen, Duisburg: Morea Remy, Jay Nightwind, Lale Öztürk. Nicht nur die Liebe zum Pott eint sie, auch ihre Leidenschaft für Comedy-Kunst.
Ob Musik-Kabarett oder das Jonglieren mit Worten. Es wird lustig. Garantiert! Sie trennen Sein von Schein und Sinn von Unsinn und bieten ein kritisches, scharfsinniges und herzerwärmendes Programm – ungeschönt, direkt und echt. So geht Ruhrgebiet.
04.04.2025 ab 19:00 Uhr
Treffpunkt: Zentralbibliothek Duisburg, Steinsche Gasse 26, 47051 Duisburg
Tickets: Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich
Mehr Infos: www.stadtbibliothek-duisburg.de
Fotocredit: ©privat, Tobias Hartmann, event-photopool
AUSSTELLUNGEN, INSTALLATIONEN, MEDIENKUNST, BILDENDE KUNST
Stolz auf die Leistung – Familie als Vorteil
Die Hochindustrialisierung sorgte dafür, dass nicht wenige Familien großen Reichtum anhäuften. Der Weg war geebnet für einen sozialen Aufstieg!
Es ging um Beziehungen und vorteilhafte Heiratspartien, um Hauspersonal, das sich plötzlich etliche leisten konnten und um ehrenamtliche Tätigkeiten, denen man nachging. Doch was war mit den Menschen, die nicht das Glück hatten, in das bürgerliche Bild zu passen?
Antworten liefert die neue Sonderausstellung: „Stolz und Vorteil“ im Kultur- und Stadthistorischen Museum.
23.03.2025 - 29.03.2026
Ausstellungseröffnung am 23.03.2025 um 11:00 Uhr
Öffnungszeiten: Di -Sa 10:00-17:00 Uhr, So 10:00-18:00 Uhr
Treffpunkt: Kultur- und Stadthistorisches Museum, Johannes-Corputius-Platz 1, 47051 Duisburg
Tickets: Eintritt Museum: Erw. 4,50€, Kinder 2,00€
Die Ausstellungseröffnung ist kostenlos und eine Anmeldung nicht erforderlich.
Mehr Infos: www.stadtmuseum-duisburg.de
Fotocredit: ©Stadtarchiv Duisburg
LITERATUR
Hafenstadt Poetry Slam
Der Literatur-Wettstreit des gesprochenen Wortes geht in die nächste Runde! Hier battlen sich die besten Wortakkrobaten der Szene mit ihren Texten – von Lyrik bis Prosa. Witzig, deep, mitreißend.
Wer erobert als nächstes das Herz des Publikums? Viele Freiheiten, wenige Regeln. Sechs Minuten, keine Requisiten und selbst geschriebene Werke – das war‘s. Dabei orientieren sich die Texte natürlich am Akzente-Motto „Sein und Schein“.
Ihr wollt auf der Bühne glänzen? Dann meldet Euch vorher noch schnell an: info@kreativquartier-ruhrort.de oder bekundet am Abend selbst kurz Interesse.
15.03.2025 ab 19:00 Uhr
Treffpunkt: Das PLUS am Neumarkt: Neumarkt 19, 47119 Duisburg-Ruhrort
Tickets: Eintritt frei – Hutveranstaltung
Reservierung empfohlen: www.eventbrite.de
Mehr Infos: www.dasplusamneumarkt.de und www.kreativquartier-ruhrort.de
Fotocredit: ©Anti Küppers
KONZERTE/OPER
Tiefengeflüster
Direkt am Eröffnungstag der Duisburger Akzente gibt es Programm für die kleinsten Gäste. Ab in die UFO-Höhle und los geht die Expedition Klängeforschungsreise! Was klopft da im Rhythmus? Sind das etwa Schritte, die da trommeln? Und warum schallt all das zurück, was ins Dunkle hineingerufen wird?
Macht eine überraschende Entdeckung. Na, kommt Ihr den Geheimnissen der Höhle auf die Spur?
Mit dabei: Musikalische Untermalung mit Stimme und Schlagzeug.
15.03.2025 ab 16:00 Uhr
17.03. ab 9:30 Uhr und ab 11:00 Uhr
18.03 ab 9:30 Uhr und ab 11:00 Uhr
19.03. ab 9:30 Uhr
Empfohlen ab 3 Jahren
Weitere Termine: www.theater-duisburg.de
Treffpunkt: UFO (Mobile Spielstätte der Deutschen Oper am Rhein) am Neumarkt, 47119 Duisburg
Tickets: Eintritt: 5-10 €, für Kitas über Anmeldung kostenfrei
Theaterkasse Duisburg, Opernplatz 1, 47051 Duisburg
Fotocredit: ©Daniel Senzek
FILM
Bei den Akzenten dürfen Filme natürlich nicht fehlen. Und das filmforum genauso wenig. Ein dunkler Raum, ein flimmernder Projektionsstrahl und rote Samtsessel – mehr braucht es nicht. Abtauchen. Ganz tief. Und sich wissentlich dem schönen Schein hingeben, der uns geschickt täuscht und einhüllt und dem wir uns allzu gern hingeben. Mit Heldinnen und Helden auf der Leinwand mitfiebern, weinen, lachen und leiden. Das gelingt hier, im filmforum Duisburg. Es ist ein Ort, an dem Schein zur Wahrheit wird und Wahrheit oft nur schöner Schein ist. Kaum läuft der Film, verschwimmen Vision und Wirklichkeit, Realität und Täuschung.
Klar, dass die traditionsreiche Kultureinrichtung bei den 46. Duisburger Akzenten mitmacht. Das Motto des diesjährigen dreiwöchigen Festivals „Sein und Schein" könnte nicht besser passen. Kaum etwas anderes beschreibt die Essenz des Kinos so genau.
Das Programm im filmforum ist üppig: Kultfilme aus allen Jahrzehnten kommen auf die Leinwand: Neuere, wie die „Truman Show“ oder „Inception“, bis hin zu Klassikern der Filmgeschichte, wie „Rashomon“ (persönlich vorgestellt von Star-Kritiker Wolfgang M. Schmitt) oder „Der letzte Mann“, am Flügel live begleitet vom Komponisten und Pianisten Richard Siedhoff.
Tage und Zeiten entnehmen Sie dem Programmheft ab S. 66
Treffpunkt: filmforum, Dellplatz 16, 47051 Duisburg
Tickets: DI/MI/DO 8,90 € (7,50 € ermäßigt), MO 7,00 €, Kinderkino: 5,50 €, Stummfilm mit Live-Musik am 19.03.2025: 12,00 € (10,00 € ermäßigt), Überlängenzuschlag ab 140 Minuten: 1 €
Mehr Infos: www.filmforum.de
Fotocredit: ©Murnau Stiftung
VORTRÄGE, DISKUSSIONEN, RUNDGÄNGE
So leicht auf der Bühne – so schwer hinter den Kulissen
Vortrag von Elke Bludau
In nur 90 Minuten beantwortet Elke Bludau einiges: Warum beginnt der Tänzertag in der Regel um 10 Uhr? Warum hat eine Ballerina immer Steaks im Kühlschrank? Und wie gehen Tänzerinnen und Tänzer damit um, dass ihr Bühnenleben kurz ist und sie schon mit Mitte dreißig über den Abschied von ihrer Karriere nachdenken müssen?
Es geht um Männer, Frauen, Berühmte, Unbekannte. Um klassisch, modern, temporary, Musical. Und um Show!
27.03.2025 ab 18:30 Uhr
Treffpunkt: VHS-Saal im Stadtfenster, Steinsche Gasse 26, 47051 Duisburg
Tickets: Eintritt: 5 €, Anmeldung erforderlich, Vorverkauf: VHS Duisburg
Mehr Infos: www.vhs-duisburg.de
Fotocredit: ©Pixabay
HINTER DEN KULISSEN: LEHMBRUCK MUSEUM
CAROLIN KAMPSCHULTE
6. März 2025
Sie waren einst Liebende, künstlerische Weggefährten und Pioniere des 20. Jahrhunderts: Eva Aeppli und Jean Tinguely. Dieses Jahr hätten beide ihren 100. Geburtstag gefeiert. Ein besonderer Anlass erfordert eine außergewöhnliche Maßnahme: Es findet nun die weltweit erste umfassende Gemeinschaftsausstellung statt.
Das Schöne: Besucherinnen und Besucher müssen für „Mechanik und Menschlichkeit“ nicht nach Paris, Amsterdam oder gar New York fliegen. Ab nach Duisburg ins Lehmbruck Museum. Hier baut das zehnköpfige Team seit Mitte Februar alle Exponate in Kleinstarbeit auf. Am 23. März ist Eröffnung.
Regelmäßig kommen neue LKW-Ladungen an. Die wertvolle Fracht hat einen weiten Weg zurückgelegt: von Basel und Stockholm, wo die Hauptleihgebenden sitzen, bis ins Ruhrgebiet. Daneben steuern noch kleinere Galerien und private Kunstliebhaber Ausstellungsstücke bei.
Was uns erwartet? Eine Menge! Wir durften hinter die Kulissen schauen … und nehmen Euch mit.
Ein Besuch auf der Baustelle kurz vor Start der 46. Duisburger Akzente
Ein kleines Schild am Eingang verrät Großes: „Aufgrund von Umbauarbeiten ist dieser Ausstellungsbereich leider nicht zugänglich.“ Das gilt heute nicht für uns. Also ab durch die Brandschutztür.
Und direkt ist es wuselig: Unzählige Holzkisten gefüllt mit Kunst. Meterhohe Gemälde, die über allem thronen. Verstreute Fotos, Kabel, Schraubenzieher. Nackte schwarze Säulen, in Teilen bereits akkurat aufgereiht. Als warteten sie darauf, dass Skulpturen alsbald ihren Platz auf ihnen einnehmen.
Und vor allem: fleißige Museumsmitarbeitende, beschäftigt mit der Installation des Ganzen. Die Kuratorin daneben – ins Gespräch mit Gästen vom Museum Tinguely vertieft. Diese reisten extra aus der Schweiz an, wo seit vielen Jahren eine Dauerausstellung des Künstlers läuft. Die Expertinnen wissen genau, die vielen Werke perfekt in Szene zu rücken.
Und tatsächlich: Es lässt sich schon der Spirit der Ausstellung erahnen, denn einige Werke sind unverhüllt, wenn auch bruchstückhaft, zu sehen: Kinetische, verspielte Skulpturen begegnen handgenähten Figuren, die eine berührende Menschlichkeit sowie poetische Kraft einfangen. Das Verhältnis von Mensch und Maschine steht klar im Fokus. Umgesetzt in bewegten Reliefs, stillen Figurengruppen und einem Gemeinschaftswerk. Es ist das Herzstück, das beide Ideenwelten geschickt vereint.
Warum Duisburg?
Dass die erste Gemeinschaftsausstellung hier in Duisburg stattfindet, ist kein Zufall. Beide Künstler hatten einen starken Rheinland-Bezug und zeigten vor 35 Jahren ihre Ausstellungsstücke in der Region. Jean ist darüber hinaus mit dem Museum verwurzelt, weil er 1976 den Lehmbruck-Preis erhielt. Eine der international bedeutendsten Auszeichnungen in der bildenden Kunst.
Das meint jedoch keinesfalls, dass die Ausstellung nur einem erlesenen Publikum vorbehalten ist. Am 23. März ist Familientag. Es gilt: Pay what you want! Besucherinnen und Besucher können die Ausstellung entdecken und daneben ihre Experimentierfreude wecken, indem sie eigene Kunstwerke aus Schrott bauen oder ein Künstlerbuch gestalten. Natürlich dreht es sich auch hier um das Motto der diesjährigen Duisburger Akzente: Sein und Schein. Eine magische Show zwischen Täuschung und Realität.
Die Ausstellung läuft bis 24. August 2025.
23.03.2025 - 24.08.2025
Öffnungszeiten: Di-Fr 12:00-17:00 Uhr, Sa-So 11:00-17:00 Uhr
Familientag: 23.03.2025 von 11:00-17:00 Uhr
Treffpunkt: Lehmbruck Museum, Friedrich-Wilhelm-Str. 40, 47051 Duisburg
Tickets: Eintritt für die Ausstellung: 9 €, ermäßigt 5 €
Fotocredit:
1. Jean Tinguely und Eva Aeppli, Impasse Ronsin, Paris, 18. Sept. 1962, Foto_Shunk-Kender ©J. Paul Getty Trust
2. Aufbau der Ausstellung „Mechanik und Menschlichkeit“ ©Duisburger Akzente
HIGHLIGHT: THEATERTREFFEN
CAROLIN KAMPSCHULTE
26. Februar 2025
„Ich komm‘ ausm Pott, volle Kanne“, sagt Schauspieler Roland Riebeling. Den Wahl-Bochumer kennt man nicht nur aus dem „Kölner Tatort“ oder von der Netflix-Serie „How to sell drugs online (fast)“, sondern auch von der Bühne! Gerade im tiefen Ruhrgebiet ist er an verschiedenen Häusern aktiv. So am Theater Duisburg. Seit 2017 bezeichnet er sich als „festen Gast“.
„Diesmal hat mich Regisseur Alexander Vaasen angefragt. Er ist hervorragend. Unfassbar trittsicher bewegt er sich zwischen Intelligenz und Kreativität“, so Roland. Das Ensemble probt momentan fürs traditionsreiche „Theatertreffen“ der 46. Duisburger Akzente: „Der Kissenmann“ feiert Mitte März Premiere. „Alexander ist der Beweis dafür, dass man als warmherziger, zugewandter Mensch ein toller Regisseur sein kann, ohne uns Schauspieler auf der Bühne leiden und knechten zu lassen. Ich liebe seine Arbeit. Er holt mich immer wieder aus meiner Komfortzone, offenbart neue Wege. Daher bin ich hier.“ Das inspiriere Roland – wie das Leben.
Die Proben laufen
Seit Januar studieren die Schauspieler das Kammerspiel ein. Ein Thriller voller Haken und falscher Fährten, eine tiefschwarze Komödie. Makaber, grausam und intelligent zugleich. Und viel Text, irrsinniges Tempo: „Das Stück ist spannend, unterhaltsam, absurd, anrührend, brutal, zum Schreien komisch. Wir lachen unheimlich oft beim Einstudieren“, berichtet Roland schmunzelnd.
Um die Berge an Textmengen zu lernen, ist Fokus essenziell. „Das gelingt, wenn ich morgens meditiere. Das macht mich wach. So bin ich im Moment. Als ich das Skript durchgearbeitet habe, dachte ich: Das wird eine Schlittenfahrt.“
Den Kissenmann gibt es ohne Pause, rund zwei Stunden ordentliches Tempo: „Aber das wird gut“, meint Roland optimistisch. Denn das Ensemble sei großartig. Roland schätzt das innige Miteinander: „Als seien wir eine eingeschworene Schauspiel-Company. So muss das sein. Sonst würde uns die Leichtigkeit und zugleich Verrücktheit des Stücks nicht gelingen.“
Vorbereitung auf die Rolle
Er verkörpert Katurian, einen verhafteten Schriftsteller. Wie er ist? „Merkwürdig, unvorhersehbar, anrührend.“ Zu Beginn näherte er sich der Rolle so: „Warum sagt Katurian das? Warum verhält er sich, wie er sich verhält? Ich muss ihn verstehen, das ist essenziell“, betont Roland.
Dann, wenn die Proben schon fortgeschritten sind, kommt ein liebgewonnes Ritual: „Ich habe für jede Rolle, in die ich schlüpfe, ein Parfum, weil Düfte bringen mich in die Welt der Figur“, verrät er.
So kommt es, dass daheim eine gefüllte Vitrine steht – mit unzähligen Flakons. Wie riecht Katurian? „Schwer, altväterlich. Nicht mainstream. Nach alter Kellerwand, kurz vor dem Muff“, meint Roland nach kurzer Überlegung und lacht.
Wofür er sich neben Parfums noch begeistert? „Fürs Kochen! Da hast du sofort das Ergebnis. Du siehst es, du schmeckst es. Du kannst dir direkt deine Meinung bilden, ohne die Einschätzung anderer abzuwarten. Ich esse unheimlich gern. Lieber als zum Sport zu gehen“, gesteht Roland.
Theater besucht er auch privat: „Das muss sein. Ohne Input geht’s nicht. Gemeinsam erleben, reflektieren. Das verbindet.“
Beim „Kissenmann“ schätzt er, dass es auf aktuelle Fragen eingeht, die die Gesellschaft umtreiben: „Das Werk ist brisant und balanciert auf einem schmalen Grat: Was darf Kunst? Was darf Kunst abbilden? Wo sind Grenzen? Wie händeln wir sie? Wir haben jetzt schon eine Menge einstudiert und immer wieder entdecken wir neue Blickwinkel. Es ist so vielschichtig.“
„Ich umarme das Lampenfieber"
Wie er mit der Fülle umgeht, gerade kurz vor dem Auftritt? „Ich brauche Aufregung. Wenn sie da ist, umarme ich das Lampenfieber. Es bringt mich auf Betriebstemperatur. Beim Theater ist es so: Ich denke alles hin: Raum, Publikum, Atmosphäre. Und fühle mich ganz tief rein. Beim Film denke ich alles weg: Tonangel, Kamera, Scheinwerfer. Es ist eine enge gegen weite Konzentration. Am Ende geht es immer darum, authentisch zu sein.“
Das stellt Roland nicht nur auf der Duisburger Bühne unter Beweis. Diesmal im Foyer III, einem Studio mit 74 Plätzen unter dem Dach des Theaters – hautnah zum Publikum: „Mein Jahr ist gut gefüllt. Ich drehe noch drei ‚Tatorte‘ und ‚Mord mit Aussicht‘. Daneben arbeite ich als Dozent an der Uni. Daher sind meine Auftragsbücher schnell voll. Doch das macht mich demütig. Und zufrieden.“
19.03.2025 ab 19:30 Uhr (Premiere)
20.03.2025 (ab 19:30 Uhr)
25.03.2025 (ab 19:30 Uhr)
01.04.2025 (ab 19:30 Uhr)
Weitere Vorstellungen außerhalb des Festivals laufen im Mai und Juni.
Dauer: 2 Stunden, keine Pause
Treffpunkt: Theater Duisburg, Foyer III, Opernplatz (Neckarstraße 1), 47051 Duisburg
Reservierung: Tickets: Theaterkasse im Theater Duisburg
Tel.: 0203/28362100
E-Mail: karten@theater-duisburg.de
www.theater-duisburg.de/karten
www.theater-duisburg.de
Viele Vorführungen sind schon gut besucht, schnell sein!
Tickets: 12 €
Bildunterschriften:
1. Während der Probe (v. l. n. r): Alexander Stürmer, Adrian Hildebrandt, Roland Riebeling, Behzad Sharifi
2. Cast von „Der Kissenmann“ (v. l. n. r): Behzad Sharifi, Roland Riebeling, Alexander Stürmer, Adrian Hildebrandt
Fotocredit: ©Sascha Kreklau
KAISER ANTONINO DANCE ENSEMBLE
TANZSTÜCK ÜBER SEIN UND SCHEIN, WAHRHEIT UND LÜGE
CAROLIN KAMPSCHULTE
17. Februar 2025
Es geht um Sein und Schein, Wahrheit und Lüge. Und vor allem: ums Tanzen! Das Kaiser Antonino Dance Ensemble macht zum 18. Mal bei den Duisburger Akzenten mit.
Avi Kaiser und Sergio Antonino präsentieren ihre neuste Performance „Parmi d’autres“ (Unter Anderen). Premiere!
„Was denken wir über uns selbst? Was fühlen wir? Und wie kommt es beim Gegenüber an? Oftmals verbergen wir das Wirkliche vor der Außenwelt hinter einer Fassade. Uns trennt somit vom anderen eine Kluft, die unüberbrückbar ist“, berichtet Avi. Genau davon handelt ihr Stück.
Das Tanz-Duo entwickelte ihre Choreografie seit Dezember, schon im Spätsommer begann jedoch das Brainstorming zum Konzept. Bedeutet: Intensives Arbeiten im eigenen Studio „The Roof-TanzRaum“ am Innenhafen. Hier leben Avi und Sergio zusammen und schaffen Tag und Nacht Kunst: „Diesmal haben wir unsere Inszenierung um das Motto der Duisburger Akzente gebaut: ‚Sein und Schein‘. Scheinen kann man nur, wenn man nicht allein, sondern unter anderen ist. Das macht es so besonders“, erklärt Sergio.
Doch wie die Thematik auf die Bühne bringen? „Zu Beginn sitzen wir vor einem leeren Blatt. Das frustriert immer wieder aufs Neue. Wir müssen denken, schreiben, Ideen sortieren. Dabei brainstormen wir auf unserer jeweiligen Muttersprache, auf Französisch, Hebräisch, Italienisch. Unsere Freundinnen und Freunde übersetzen dann unsere Überlegungen ins Deutsche. Das ist eine Bereicherung. Denn dadurch entstehen weitere Einfälle“, fasst Avi zusammen.
Sergio lies sich im Schaffensprozess durch Lyrik inspirieren, las verschiedene Werke: Ob Literaturnobelpreisträger Luigi Pirandello oder Dichter Friedrich Rückert. Zwei Zitate schaffen es sogar als Textfragment in die Show. „Doch mehr wird nicht verraten“, meint er lachend. „Nur so viel: Wir arbeiten während unserem Auftritt mit Illusionen und einer besonderen Raumatmosphäre, die wir durch Klänge, wie Stimmgewirr, erzeugen.“
Eine tragende Rolle nimmt laut Avi das Publikum ein: „Es ist unser wichtigster Partner. Unsere Gäste sitzen um uns herum und werden somit zum Bühnenbild. Der Raum ist minimalistisch, sehr reduziert. Keine Deko, kein Licht, kein Vorhang, nur Leere. Ebenso unsere Kostüme – wir tanzen fast nackt, sind fragil. Auf diese Weise kann der Körper am besten sprechen und Emotionen transportieren. Es geht um die reine Bewegung. Wir erzählen keine Geschichte, weil Tanz ist nicht fixiert. Er kommt und geht und ist vergänglich. Das ist seine Schönheit und zugleich Tragik.“
Durch diese besondere Dynamik im Raum, diese Nähe zum anderen, gibt es keine Grenze zwischen Künstlern und Beobachtern. „Wir erleben den Moment gemeinsam. Im Tanz sind wir lebendig“, betont Sergio.
Lampenfieber? „Und wie! Trotz unzähliger Jahre auf der Bühne gehört die Aufregung einfach dazu“, sind sich beide einig. Und Avi fügt hinzu: „Ich vergleiche das gern mit einer Einladung unter engen Freundinnen und Freunden. Du kochst, räumst auf, kaufst Blumen, willst ein toller Gastgeber sein. So ist das auch, wenn wir im Museum DKM die Türen öffnen. Unser Ziel: Fühlt euch willkommen!"
29.03.2025 ab 17 Uhr (Uraufführung)
30.03.2025 ab 12:30 Uhr
Treffpunkt: Museum DKM, Güntherstraße 13-15, 47051 Duisburg
Tickets: 12 € (inkl. Museumsbesuch), www.museum-dkm.de/booking
Fotocredit: ©Sharon Zindany
IM GESPRÄCH MIT QUARTIERSMODERATOR
HEINER HESEDING
CAROLIN KAMPSCHULTE
13. Februar 2025
Als er mit 15 zum ersten Mal auf dem Weg zu einem Gitarrenkurs über die Ruhr schipperte, blieb Heiner Heseding in Ruhrort hängen – fasziniert vom Kiez und seiner verborgenen Schönheit. Jahre später ist er Moderator und Mitinitiator vom „Kreativquartier Ruhrort“. Heiner kennt die kreative Szene im Stadtteil wie kaum ein anderer.
„Daher kann ich eins versprechen: In meiner Tour offenbare ich sämtliche Fallhöhen. Denn wo Licht ist, ist Schatten. Sein und Schein – passend zum Motto der 46. Duisburger Akzente.“ Nebenbei enthüllt er einen Geheimtipp: „Wir besuchen die schönste Terrasse im Viertel“, berichtet der Gastgeber.
Und sonst? Vorbei geht’s am Lokal Harmonie und die bekannte Schimmi-Gasse hinunter, die Drehort für manch „Tatort“ mit Hauptkommissar Horst Schimanski war. Was hat es eigentlich mit dem sogenannten Bananenhaus auf der Karlstraße auf sich? Auch das Wissen dazu teilt Heiner.
Als weiterer Zwischenstopp reiht sich der Mercator-Buchladen ein. „Den morbiden Teil spare ich aus“, so der Guide lachend. Kein Schlenker über den Friedhof zu den Gräbern der Familie Haniel, der bekanntesten Familie Ruhrorts. Den gibt es aber für Interessierte in Kürze: Heiner plant gemeinsam mit Duisburg Kontor eine Wanderung zur Selbstentdeckung – voraussichtlich auf einem Wanderportal.
Was Heiner an Ruhrort fasziniert? „Es ist maritim. Es ist kreativ. Es ist eine Insel. Zugang gibt es lediglich über Homberg, Meiderich und Stadtmitte“, fasst er zusammen. Und: „Alles lässt sich in nur 500 Metern erreichen. Schön kompakt. Mein Lieblingsort ist die Skulptur St. Nikolaus. Die Bronzefigur steht als Schutzheiliger der Binnenschiffer direkt am Rheinufer. Bei der Sicht von dort aufs Wasser ergreift mich immer wieder das Gefühl von Freiheit. Dieser weite Blick in Richtung Niederlande. Der inspiriert.“
Aber nicht allein mit der Führung beteiligt sich die Initiative Kreativquartier bei den Duisburger Akzenten. „Wir bieten insgesamt 24 Veranstaltungen an, darunter fünf Ausstellungen. Ob Poetry-Slam, Ausstellungen im Bezirksamt, Literaturabende oder improvisierte Kunst. In allen Spaten sind wir vertreten. Bis auf Film“, führt Heiner aus.
Sein persönliches Highlight verrät er ebenfalls: „Ich freue mich besonders auf das Konzert der Three Sons & A Bloke beim ‚Zum Hübi‘. Denn hier treten unter anderem meine Söhne auf, die mit Ruhrort genauso verbunden sind wie ich. Sie sind regelmäßig bei der HFN-Jam dabei, die Künstlerinnen und Künstlern jeden letzten Donnerstag im Monat eine Bühne bietet. Pepe am Keyboard, Lucas am Schlagzeug und Nisse an der E-Gitarre. Wir sehen uns.“
20.03.2025, 15-17 Uhr
26.03.2025, 15-17 Uhr
01.04.2025, 15-17 Uhr
NEU: 06.04.2025 ab 14 Uhr
Treffpunkt: Neumarkt, Neumarkt 19, 47119 Duisburg-Ruhrort
Reservierung: info@kreativquartier-ruhrort.de
Tageskasse: 15 €
Fotocredit: ©Gernot Schwarz
FÜNF FRAGEN AN OLGA GRJASNOWA
CAROLIN KAMPSCHULTE
3. Februar 2025
Lust auf Literatur? Da haben wir was … Extra aus Wien reist Olga Grjasnowa an. Mit im Gepäck: Ihr Roman „Juli, August, September", der im Spätsommer vergangenen Jahres bei den Hanser Literaturverlagen erschienen ist. Die Autorin präsentiert ihn Euch persönlich und trägt aus diesem in der Stadtbibliothek Duisburg vor. Was es mit dem Buch auf sich hat und warum sie sich schon auf Duisburg und vor allem auf Euch freut, verrät sie uns exklusiv vorab im kurzen Interview.
Du hast mit „Juli, August, September“ einen zynischen und unterhaltsamen Roman geschrieben. Es ist die Geschichte einer modernen jüdischen Familie. Kurz skizziert: Worum geht es?
Olga Grjasnowa: Über eine Frau, deren Identität sich aus lauter Splittern zusammensetzt, die scheinbar alle nicht zusammenpassen. Bis sie es auf unerwartete Weise doch tun.
Woher kam Deine Inspiration, den Roman zu schreiben?
Olga Grjasnowa: Der Roman orientiert sich lose an den Erinnerungen meiner Großmutter, die ich der Figur Rosa zugeschrieben habe. Nur die Figur von Maja ist ausgedacht, aber ich habe auch sehr viel recherchiert und die Lücken in ihren Erzählungen gefüllt.
Wien, Duisburg. Weite Anfahrt für Dich. Aber es sind ja auch Duisburger Akzente! Was schätzt Du hier an der Region und am Duisburger Publikum im Besonderen?
Olga Grjasnowa: Ich liebe die Region und bin sehr gerne bei Euch. Es ist wundervoll ehrlich und lustig.
Schön, dass Du bei uns zu Gast sein wirst. Auf was können sich die Besucherinnen und Besucher Deiner Lesung freuen?
Olga Grjasnowa: Ich glaube, es wird einen Büchertisch geben und ich signiere gerne alle Bücher (sofern sie von mir sind und keiner Bibliothek gehören, das traue ich mich nicht).
Wir fragen für alle Fans und die es spätestens an dem Abend werden: Planst Du schon Deinen nächsten Roman?
Olga Grjasnowa: Leider nein, aber ich tue so, als ob ich schon mitten im Schreiben wäre.
Kommt vorbei!
21.03.2025 ab 20 Uhr
Treffpunkt: Zentralbibliothek Duisburg, Steinsche Gasse 26, 47051 Duisburg
Reservierung: Eintritt: 6 €, Abendkasse 8 €
www.stadtbibliothek-duisburg.de, www.eventim.de
und an allen bekannten Vorverkaufsstellen
Fotocredit: ©Valeria Mitelman