Der Koffer, mit dem Thomas Frahm 2015 allein, ab- und ausgebrannt aus Bulgarien zurückkehrte, wog 27 kg. Der Rest seiner poetischen Zugewinngemeinschaft mit dem nackten Leben befand sich in seinem Kopf und wollte raus. Der zuvor allzu domestizierte Deutsche war in Bulgarien endlich an die Luft gekommen – die dreckige Luft der multiethnischen, lebendigen Großstadt Sofia. Dort gab es niemanden, der Held seines Lebens werden konnte außer ihm selbst. So fühlte er sich plötzlich als Held einer dramatischen Geschichte, die nur er selbst kannte und legitim erzählen durfte.
Für den kontaktfreudigen Einzelgänger und poetischen Streuner wurde die Großstadt zur Wunschfamilie. Das wollte Frahm nicht mehr missen. Also ging er auch an seinem neuen Lebensmittelpunkt Ruhrort auf die Straße. In der Solo-, Text- und Songrevue im Rahmen seiner Ruhrort-Saga führt er auf und vor, wie das Leben in der wachsenden Ruhrorter Straßenfamilie sich neue Reime auf seine Erinnerungen an Bulgarien suchte.